Witzwort vertellt

17. Die Witzworter Kirchenglocken

Die Glocken haben eine bewegte Geschichte hinter sich. In den beiden Weltkriegen des letzten Jahrhunderts mussten sie abgeliefert werden. Bronze war „kriegswichtiges“ Metall, so dass die Glocken eingeschmolzen wurden.

1917 zogen die beiden großen Glocken das erste Mal in den Krieg, ganz im Gegensatz zu der Inschrift der einen Glocke, die den Menschen „Frieden auf Erden“ wünschte. Diese Glocke stammte ursprünglich aus dem Jahr 1579 und wurde 1866 von Beseler in Rendsburg umgegossen. Das Umgießen wurde notwendig, wenn eine Glocke z.B. durch einen Sprung keinen guten Klang mehr hatte. Die zweite große Glocke trug die Inschrift „…Im Anfang des Jahres 1566 bin ich in Husum gegossen und den 21. September 1835 durch Jakob Friedrich Beseler vor Rendsburg umgegossen worden.“

Erst 1926 konnte man die Glocken ersetzen, die diesmal nur 14 Jahre hängen blieben, bis sie wieder zu Kriegsmaterial wurden. Das Landeskirchenamt ordnete die Abgabe gemäß Vorgabe der staatlichen Verwaltung an. Die Notiz im Kirchenbuch signalisiert aber durchaus Verständnis, wenn nicht sogar Zustimmung: „Am 5. Dezember wurden die beiden Anfang 1926 wieder beschafften großen Bronzeglocken abgeliefert. Sie haben ihren Dienst (…) 15 ¾ Jahre hindurch zur allgemeinen Zufriedenheit getan und werden nun wie ihre Vorgänger (…) dem Vaterland in ernster, harter Kriegszeit zum Opfer gebracht.“     

Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs dauerte es 20 Jahre, bis die Gelder für neue Kirchenglocken bereit standen. Das Kirchenbuch: „Ein großer Tag für die Gemeinde ist der 9. Juli. An diesem Tag wurden in Sinn im Dillkreis die beiden neuen Glocken gegossen. (…) Zum Glockenguss bei der Fa. Gebr. Rincker – Sinn fuhren einige Gemeindemitglieder als Abordnung. (…) Am 3. Oktober 1965 konnten dann die neuen Glocken in Gebrauch genommen werden. (…) Die neuen Glocken sind gestimmt auf die Töne F und B und wiegen 930 und 430 kg.“ Sinn liegt am Fuße des Westerwaldes in Nordhessen. Der Ort hat eine lange Gießereitradition. Die Glocken- und Kunstgießerei Rincker exisitert seit 1590 und ist die älteste bestehende Glockengießerei Deutschlands.

Diese Glocken können nun immerhin seit bald 50 Jahren – und hoffentlich noch lange darüber hinaus - ihren eigentlichen Dienst friedlich verrichten. Das Foto von 1965 zeigt die gerade angelieferten neuen Glocken, die von Jung und Alt interessiert begutachtet werden. 

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