Witzwort vertellt

82: Peter Friedrich Medau, Hans Buer und Jann Katt

2014 erhielt die Archivgruppe von Wolfgang Matthiessen aus Flensburg Gedichte und Erzählungen seines Großvaters Peter Friedrich Medau.

Wolfgang Matthiessen schrieb dazu: „1968, mit Erreichen des Rentenalters, fand mein Großvater endlich die Zeit, sich ausgiebiger seiner Passion, dem Aufschreiben seiner Kindheitserinnerungen, zu widmen. So entstanden einige meist humorvolle, in seiner Muttersprache, dem ,Eiderstedter Plattʻ, verfasste Kurzgeschichten und Gedichte. Peter Friedrich Medau wurde 1903 in Witzwort, Moordeich 2 als viertes von fünf Kindern geboren. Sein Vater war Landarbeiter, betrieb außerdem selbst noch eine kleine Viehwirtschaft am Moordeich.

1927 heiratete mein Großvater Martha Thoms aus Oldenswort. Die beiden hatten sich bei der Mühle in Osterende kennengelernt, wo mein Großvater als Brotausfahrer arbeitete und meine Großmutter zur selben Zeit als Dienstmädchen in Stellung war.“

Die Familie zog nach Tönning. Medau arbeitete dort als Telegrafenbauarbeiter bei der Reichspost und ab 1949 beim Fernmeldeamt in Flensburg als technischer Zeichner. Wolfgang Matthiessen weiter: „Eine sehr lange Zeit als Rentner war ihm jedoch nicht mehr vergönnt. Nach längerer, schwerer, Krankheit starb mein Großvater bereits 1970. Er hätte sicherlich noch vieles zu erzählen gehabt.“

Beim Dorffest 2015 trugen Gerlinde Thoms-Radtke und Hans Wischmann einige der Geschichten vor. Hier nun Auszüge aus dem Gedicht „To Stadt“. Medau notierte das Eiderstedter Platt etwas ungewohnt, vermutlich, weil er dessen Besonderheiten betonen wollte, z.B. das breit als Rachenlaut gesprochene „G“. Er schreibt es als „Ch“.

To Stadt - von Peter Friedrich Medau

Hans Buer un sien Knech mit Naam Jann Katt,
de troggen mit een fedde Oss na de Stadt.
Bien Schlachder wor hee waagn un denn cheeft Cheld,
för de Buer un sien Knech lach nu de chanze Weld.

So Jann, trä in un kumm neecher,
hier sidd wi fein bi uns oln Kröcher.
Poor Punschn könt dor sach noch op staan,
wi wölln doch nich dröch ude Stadt rudchaahn.

De Teepunschn schmeckn see, den Düwel uck,
wo weer dat nu noch mit´n poor Chrogg? (...)
Nu noch twee Aal för de Fru un Katrin,
denn möt wi aawer los, mutt leider sien.

Man inne Taschn gingn de Beester nich rinn,
inne Hand to drägn harr uck keen Sinn.
Aawer de Kröcher, tja, dat weer een Prakticuss,
hee bunn see de Aal umme Hals as een Wuss.

[Um sich auf dem Nachhauseweg nicht zu verlieren, binden sich die beiden mit dem Ochsenstrick aneinander, bleiben an einem Chausseestein hängen und sinken in tiefen Schlaf.]

To Hus seed de Fru mit ehr Köksch Katrin
mit erm Strichstrümp bi Petroleumschien.
„Wat meens Katrin, dat is all so laad,
de beiden kaamt chorni waaler an de Kaat.“

„Uns Fru, ick spann chlieks de Brune in
un denn fohrn wi na de Stadt herrin. (...)
Wiet weern see nu all, binaa inne Stadt,
do reeb de Fru: „Stopp, dor licht doch wat!“

„Jaa, dor lingn de beiden chanz still un rui,
oh, see sind dot, ach nä doch, wat chrui.
Anbunn sind de Staggels hier an de Steen,
vun Mörderhand storm, nu sind wi alleen.“

„Katrin, kiek chau na, haaln see noch Luff?“
„Uns Frau, see lebn, lingn blos deeb in erm Suff.“

[Die beiden Frauen laden das „starke Geschlecht“ auf den Wagen, fahren nach Hause, kippen die Trunkenbolde im Stall ab und gönnen sich einen Absacker.]

„Katrin, wi ätn nu de Schmoraal un poor Schnaps dorto,
för uns is denn Fieraamb, denn chaahn wi to Roh.
Wi hebb see inne Kaat, besaabn, aawer heel,
wi haarn wull dorvun de schworste Deel.“ (…)

Foto: Peter Friedrich Medau (rechts) vor dem Haus Moordeich 2 (heute Lamp) mit seinen Eltern Jacob Medau, Anna geb. Holm und Geschwistern, ca. 1910.

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