Witzwort vertellt

85: Von Witzworter Auswanderern und der „spanischen Grippe“

In den Jahren 1850 bis 1934 wanderten über 160 Witzworterinnen und Witzworter aus - fast alle in die USA.

Viele heute noch bekannte Familiennamen finden sich hier (z.B. Andresen, Hansen, Sachau), aber über das Schicksal der Menschen wissen wir fast nichts. Dann aber lag plötzlich ein Schatz vor uns: Jann Lorenzens Briefe an seine Eltern und Geschwister in Witzwort. Er wanderte 1906, knapp 17-jährig, in die USA aus und war ein Sohn von John Alberts Lorenzen, der die Gastwirtschaft Eiderstedter Hof erbaute. In Ismay, Montana gründete er 1912 mit Magdalene, geb. Schlüter aus Barmstedt, eine eigene Familie. Sie hatten drei Söhne: Albert (1912), Henry (1914, starb mit 6 Jahren) und William (1918). 1916 wurde er US-Staatsbürger. Nach einem bewegten Leben als Landarbeiter und selbständiger Farmer starb er 1920 in der damaligen Grippe-Epidemie („spanische Grippe“ genannt, obwohl sie nicht vor dort stammte).

Anna Marwig in Garding bewahrt diese Briefe ihre Onkels im Familienarchiv auf. Sie stellte auch den Kontakt zu Janns Enkel A.J. Lorenzen in Montana her, der wie sie sehr an Familienforschung interessiert ist. Mithilfe ihrer Erinnerungen, Fotos und Nachforschungen, ergänzt durch eigene Recherche, bilden die Briefe ein spannendes Projekt. Vielleicht unser nächstes Buch?

Im Rahmen dieses Projekts entstand aus verschiedenen Quellen eine Liste Witzworter Auswanderer. So wanderte z.B. 1871 Peter Flohrs Andresen mit zwei (! - vermutlich war er von einer geschieden) Ehefrauen und fünf Kindern in die USA aus. Sie lebten später in Iowa und Indiana. 1882 „floh“ der Vater der späteren Schriftstellerin Ingeborg Andresen, nachdem er seinen Hof „vertrunken“ hatte, in die USA und wurde wenig später für tot erklärt. Auch in Ludwig Oesaus Häuserliste fanden sich Notizen zu Auswanderern, z.B. zu Joachim Giese. Er baute 1887 das Haus Nr. 131 (Dorfstraße 35), nachdem er 20.000 Mark von einem Verwandten in den USA geerbt hatte. Schon ein Jahr später verkaufte er das Haus an Jann Jacob Wallichs und wanderte mit Frau und 6 Kindern in die USA aus.

Wir würden gern die Liste ergänzen und bitten deshalb alle, die Informationen zu ausgewanderten Familienmitgliedern haben, sich bei uns zu melden. Ganz toll wären natürlich Fotos und/oder Anekdoten.

Das linke Foto zeigt Jann Lorenzen kurz vor seiner Auswanderung in die USA (1906). Rechts seine Söhne Albert und Bill (William) ca. 1925.

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