Witzwort vertellt

86: Die Wette

Im Juni 1971 wurde im Roten Haubarg eine besondere Wette geschlossen. Die Wirtschaft führten damals Antje und Hauke Otzen.

Am Stammtisch saßen Ernst Thomas Peters, Sönke Johannsen und Cornelius Davids. „Dat kriegt jüm nie torecht“, witzelte Ernst Thomas Peters, als es darum ging, ob das Gastwirtspaar wohl noch ein zweites Kind „zustandebringen“ würde. Wenn ihnen das innerhalb von zwei Jahren gelänge, würden Cornelius und er einen Kinderwagen mit Federbett und allem drumherum schenken und diesen zu Fuß von Husum nach Witzwort bringen. Sönke Johannsen setzte noch einen drauf: „Und von mir kriegt ihr einen Bullen“.

Ein knappes Jahr später war es soweit. Ute Otzen (heute verheiratete Konrad) kam auf die Welt und die Stammtischrunde hatte die Wette verloren. Eine Woche nach der Geburt trafen sich die glückliche Mutter, Ernst Thomas Peters und Cornelius Davids in der Gaststätte von Max Mommsen in der Husumer Neustadt (neben dem Kino). Nach einer ersten Stärkung machten sie sich auf den zehn Kilometer langen Weg. Der wurde verkürzt, weil Hauke Otzens Bruder sie von Finkhaushalligkoog bis nach Simonsberg mit dem Auto kutschierte, und natürlich unterbrochen von mancher Einkehr (z.B. in Simonsberg in der Kurve, wo sich damals noch eine Gastwirtschaft befand). Insgesamt waren sie sieben Stunden unterwegs, bis sie endlich im Roten Haubarg anlangten, wo dann noch tüchtig gefeiert wurde.

Und was war mit dem Bullen? Sönke Johannsen wollte ihn nicht so recht rausrücken. Immerhin war ein 2 ½-jähriges Tier damals 2500–3000 Mark wert. Seine Stammtischbrüder und die Wirtsleute drängten immer wieder. Einmal gingen sie sogar in der Dunkelheit los und markierten einen der Bullen, die westlich des Mühlendeichs weideten, mit roter Farbe. Aber alles vergeblich. Schließlich überredete Cornelius Davids Sönke Johannsen, ein schwarzbuntes Bullenkalb herzugeben, das einen Wert von ca. 300 Mark hatte. Cornelius Davids fütterte das Tier über den Winter und zum ersten Geburtstag der kleinen Ute wurde es den Otzens übergeben.

Danke an Cornelius Davids, der sich heute noch genau an diese besondere Wette erinnert und an die Familie Otzen, die den Bericht aus den Husumer Nachrichten aufbewahrte, aus dem auch das Foto stammt. Es zeigt Antje Otzen mit Ernst Thomas Peters (links) und Cornelius Davids am Beginn ihres Fußmarschs vor der Gaststätte Max Mommsen.

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