Witzwort vertellt

87: Der Hort von Witzwort

Ende des 19. Jahrhunderts kaufte das damalige Museum vaterländischer Alterthümer in Kiel einen Silberschatz (Hort), der aus Witzwort stammen soll.

Der genaue Fundort konnte aber nie bestimmt werden.

Zur Fundgeschichte schreibt Prof. Dr. Müller-Wille, Prähistoriker, Direktor des Institutes für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel, 1986: „Im Jahre 1888 erwarb das Schleswig-Holsteinische Museum vaterländischer Altertümer von dem Goldschmied H. Spliedt und seinem Verwandten J. Nielsen, beide Itzehoe, einen aus Silberbarren bestehenden Hort, der in der Gegend von Friedrichstadt gefunden worden sein soll und dem Goldschmied zum Einschmelzen überlassen war. Bei den Bemühungen, einen noch im Privatbesitz der Familie Nielsen befindlichen Armring aus dem Hort für das Museum zu erwerben, teilte E. Nöbbe 1926 laut Brief im Archiv des Landesmuseums Schleswig mit, daß der Fundort des Hacksilberfundes Witzwort und nicht Friedrichstadt sein soll, der Armring wurde 1934 dem Museum übergeben“. Der Historiker Handelmann hatte den Fund 1890 so beschrieben: „Aus dieser Gegend [Friedrichstadt] erwarb das Kieler Museum neuerdings einen mehr als 1800 g schweren Silberschatz, der angeblich in einem Topf beim Pflügen gefunden worden war; leider ist die Fundgeschichte nicht genau und sicher festzustellen, da der Finder und Verkäufer absichtlich einen falschen Namen und Wohnort angegeben hat. Die Hauptmasse besteht aus Barren und Bruchstücken von solchen, desgleichen von Spiralringen mit viereckigem Durchmesser…“

Müller-Wille ordnete den Hort anhand von Vergleichsfunden zeitlich ein: Zerhacktes Silber diente den Wikingern im frühen Mittelalter in Nordeuropa als Zahlungsmittel anstelle von Münzen. Es wurde zerkleinert, abgewogen und vor allem gegen Luxusgüter eingetauscht. Der Hort, angeblich von Witzwort, besteht aus 42 ganzen und fragmentierten Armringen und -bügeln sowie Zainen (gebogene längliche Silberstücke) und Silberbarren. Nach den Schmuckstücken, darunter verschiedene Spiralringe, weist der Hort in die Zeit von 850 bis 950 n. Chr. Repliken der Silberfunde (s. Foto) befinden sich im Museum der Landschaft Eiderstedt in St. Peter-Ording.

Text und Foto: Dirk Meier. Quellen: Handelmann, Der Krinkberg bei Schenefeld und die holsteinischen Silberfunde, Kiel 1890; Müller-Wille, Frühgeschichtliche Fundplätze in Eiderstedt. Offa. Berichte u. Mitteilungen zur Urgeschichte, Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie 43, 1986, S. 295–310.

 

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