Witzwort vertellt

92: Ein besonderer Hauseingang

Johann Andreä (1677–1762) zog 1721 als Zimmermann nach Witzwort. Seine Ehefrau Catharina stammte aus der Familie Wallichs. Seitdem lebt die Familie in Witzwort und seit 1789 im selben Haus (Weidenallee 10, Wieck).

In der linken Haushälfte lag die Werkstatt, die später zu einer zweiten Wohnung umgebaut wurde. „Von dem südlichen Eingang unserer Dorfstraße Witzwort führt ein kleiner Weg 150 Schritte lang Richtung Westen nach zwei Häusern, die auf Hügeln stehen, eins rechts und eins links. Rechts ist das Haus Nr. 132, welches mehr als 100 Jahre lang von der Familie Andreä als Eigentum bewohnt worden ist und jetzt noch von mir“, notierte 1932 Johanns Ururenkel Wallich Andreä, Oberbriefträger a.D. (1855–1933). Seit 1880 war er als Landbriefträger in Witzwort tätig.

Wallich Andreä hat nicht nur die Familiengeschichte auf 90 Seiten notiert, sondern auch viel über die Region und das Dorf: Am 22. März 1897 zur Centenarfeier (100. Geburtstag Kaiser Wilhelms I.) pflanzte er eine „Kaiserwilhelmeiche“, auf Befehl des Vorsitzenden des Kriegervereins. Der Baum an der Einmündung des Parkwegs in die Dorfstraße steht heute noch. Am selben Tag wurde eine seiner Töchter getauft, bestimmt kein Zufall, dass sie den Namen Wilhelmine Bertha erhielt. Ob er selbst erzählte, er habe die Eiche für seine Tochter gepflanzt? Jedenfalls hält sich diese Version bis heute in der mündlichen Überlieferung. Auch dass die ersten Straßenlaternen in der Dorfstraße am 31.12.1898 installiert wurden, erfahren wir aus seiner Chronik. Sein Sohn Robert Claus Andreä, Reichsbahnbetriebsassistent in Harblek, führte die Chronik weiter bis Ende der 1950er Jahre. Er notierte vor allem Wetterbeobachtungen.

Wallich Andreä hat die Kerndaten seiner Familie in zwei große Sandsteinsäulen rechts und links der Haustür gemeißelt und dazu notiert: „Die Steine vor der Haustür sind aufgestellt am 28. Oktober 1922 vor meinem Haus Nr. 132 in Witzwort“. Zwei Löwen bewachen die Säulen und als Türschwelle dient ein alter Mühlstein mit der Gravur „Wallich Andreä Witzwort 1890“.

Auf der linken Säule stehen auf einer Seite die Hochzeiten zwischen 1798 und 1880. Die Inschrift auf der zweiten Seite lautet: „Die Familie Andreä ist der älteste Stamm in Witzwort. Dieses Haus Nr. 132 ist weit über 100 Jahre von der Familie Andreä als Eigentum bewohnt worden und jetz noch von mir. Unser Gott gab mir die Kraft das ich dieses hab volbracht. Wallich Andreä *26.8.1855 in Witzwort“. Auf der rechten Säule finden wir die Lebensdaten der Vorfahren, beginnend mit dem „ersten Witzworter“ Johann Andreä. Die zweite Seite füllt Wallichs eigene Familie. Seine Frau Anna Magdalena, geb. Johannsen und er hatten elf Kinder, von denen eins als Kleinkind starb.

Viel Arbeit hat nun Leo Wieck, Urenkel von Wallich Andreä, in die Restaurierung der Säulen und der Löwen gesteckt. Seine Nachbarin Gabriela Schumann half ihm beim Ausmalen. Das linke Foto zeigt Wallich Andreä und Frau zwischen den damals frisch aufgestellten Säulen, rechts der Eingang heute in seiner neuen Pracht – in jedem Fall beim nächsten Spaziergang einen kleinen Umweg wert!

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