Witzwort vertellt

14. Mühlen in Witzwort

Auf Witzworter Gebiet steht heute nur noch eine Mühle, die als Ferienhaus genutzt wird. Es ist die Mühle Catharina im Osterende.

In früheren Zeiten gab es acht Kornmühlen und eine Ölmühle. Dorfchronist Knutz listet sie auf: Die Kornmühlen standen am Norderdeich (Richtung Dingsbüll und Dammkoog), am Walldeich (beim Sielzug Richtung Riesbülll und Büttel), am Walldeichsweg (Ohlfeld, beim Hof von Jann Hennings), im Westen des Dorfes (nahe beim Hof von Lehnsmann Gertz, heute Dorfstraße 5), im Norden (Nähe Fleudenberg), im Süden (Alberts-Mühle, 1906 für 1000 Mark nach Pahlhude verkauft, und Catharina, Osterende). Und dann gab es noch die Mühle von Davids, abgebrannt 1908.

Über die Ölmühle schreibt Lehrer Lensch: „In der Nähe von Reimersbude stand beim Alsenhof eine große Ölmühle, eine Gründung der Holländer, die auch den Rapsbau bei uns einführten. Der letzte Besitzer dieser Ölmühle war Konferenzrat Alsen, der Gründer der bekannten Alsenschen Zementfabriken bei Itzehoe.“

Die Mühlen waren im flachen Land weithin sichtbar. Die Ruhestellung ihrer Flügel wurde deshalb auch genutzt, um Nachrichten zu übermitteln. So konnte man ablesen, ob der Müller Pause machte oder bereits Feierabend hatte, so dass man die Fahrt zur Mühle ggf. gleich auf den nächsten Tag verschieben konnte. Aber auch freudige und traurige Ereignisse im kirchlichen und im weltlichen Leben zeigt die Mühle an. Dazu ein Leserbrief aus dem Eiderstedter Wochenblatt vom 27. März 1907:

„Eine herzliche Bitte an die Müller Eiderstedts. Zu den vielen schönen Sitten, die man seit Alters in Eiderstedt pflegt, zählt auch das Scheren der Mühlen. Wie schlug das Kinderherz, wenn am Christtag nachm. 4 Uhr die Kirchenglocken das Weihnachtsfest einläuteten und gleichzeitig die Mühle in die Freudenschere gestellt wurde. Zur frohen Festtagsstimmung trugen die Mühlenflügel nicht wenig bei.

Der Sieg im Kinderboßeln war ja auch durch der Mühlen Teilnahme im höchsten geehrt. Ein helles Hurra aus Kindermund gab den Dank zurück. Wurde nicht sogar bei Haustrauungen um die Mitwirkung der befreundeten Mühle gebeten? Und wenn ein Toter seinen letzten Weg zog, hat nicht ihm und den Leidtragenden dann auch die Mühle ihr herzliches Beileid ausgedrückt?

So ist denn meine Bitte, Ihr lieben Müller, haltet diese schöne Sitte weiterhin aufrecht, lasst sie nicht fahren; dem Gemüt der Kinderwelt sowohl wie den Alten tut Ihr damit einen wertvollen Dienst.“

Diese Bitte können nun die heutigen Windmühlen schwerlich erfüllen, es sei denn, jemand erfindet ein neues „Alfabet“ für die dreiflügeligen Windräder.

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