Witzwort vertellt
33. Kleingärtner in Witzwort
Die Geschichte der Kleingärten in Witzwort ist überschaubar: Die Gärten waren nur eine vorübergehende Erscheinung in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg.
Damals wohnten viele Flüchtlinge im Dorf, die keinen eigenen Garten hatten, und auch Einheimische, die kein Land besaßen, mussten wegen der schlechten Versorgungslage Obst und Gemüse selbst anbauen. Das Kleingartengelände lag hinter dem neuen Friedhof und umfasste die ganze Fenne bis zum Süderohlfelderweg.
Kleingärten – auch Schrebergärten genannt – sind in den Städten heute immer noch weit verbreitet. Ihren Ursprung bilden die sog. Carlsgärten, die in Kappeln an der Schlei auf Anregung des dänischen Statthalters Carl von Hessen-Kassel Ende des 18. Jahrhunderts angelegt wurden. Arme Bevölkerungs-schichten, die über kein eigenes Land verfügten, sollten so die Gelegenheit zum Obst- und Gemüseanbau haben. Ähnliche Gärten entstanden dann auch in anderen Regionen. Eine andere Entwicklungslinie bilden die Schrebergärten, die in Leipzig Ende des 19. Jahrhunderts – zunächst als Spielgelände für Arbeiterkinder – entstanden und sich zu Familiengärten weiterentwickelten.
Der „Kleingartenverein Witzwort“ entstand kurz nach dem Krieg. Mitbegründer war Lehrer Oesau. Eine Statistik von 1946 gibt uns Auskunft über den ungefähren Umfang: Für 80 Kleingärtner stand Land zur Verfügung und 20 weitere bewarben sich um Gartenland. Im September 1946 schrieben die Kleingärtner an den Gemeindedirektor Christiansen: „Im Namen der Kleingärtenpächter der Einheimischen und der Flüchtlinge ersuchen wir Sie, sich zu bemühen, dass wir dasselbe Stück Land hinter dem Friedhof wieder für das nächste Jahr 1947 in Pacht bekommen. Herr Gustav Jens hat uns gestattet, den Weg über seine Fenne zu benutzen und über den Trennungsgraben einen Weg zu schlagen, sodass wir von uns aus die Garantie übernehmen, die Friedhofsruhe nicht zu stören durch Benutzung des Friedhofsweges mit Karren, Handwagen usw. Viele Pächter haben ihr Gartenstück im Laufe der zwei Jahre in Ordnung gebracht, abgedüngt und beabsichtigen es auch weiterhin zu düngen, sauber zu halten und die nötigen Vorarbeiten schon im Herbst vorzunehmen. In der Hoffnung, dass unser Wunsch erfüllt wird zeichnen“ (der Vorsitzende) H. Schröder, A. Trampnau, H. Martens (und vier weitere Kleingärtner).
Der Sielzug unterquerte damals die Straße direkt neben dem Friedhofseingang, verlief dann ein Stück dorfauswärts zwischen Straße und Friedhof und bog dann im rechten Winkel nach Südosten ab Richtung Eider. Die Kleingärtner hatten eine eigene Brücke und konnten so außerhalb des Friedhofsgeländes entlang des Sielzugs ihre Gärten erreichen. Über der Brücke war ein Schild „Kleingartenverein Witzwort“ und auf der Rückseite stand die Ermahnung „Hem ok nix vergeeten?“ Nach und nach ließ das Interesse an den Gärten nach, so dass diese Ära ca. 1963 zu Ende ging. Den letzten Garten bewirtschafteten Frau Petersdorf und ihre Nichte Frau Bartels, die in der Dorfstraße 7 wohnten. Kleingärten gab es auch im Nordende, am Ende der Dorfstraße Richtung Simonsberg auf der rechten Seite.
Das Foto zeigt den Festwagen der Kleingärtner beim Heimatfest 1954. Opa Laack fährt. Neben ihm Günther Perlick. Im Hintergrund der Kirchspielkrug. Quellen: Kreisarchiv Husum, Wikipedia, Archivgruppe Witzwort.