Witzwort vertellt

47: Tschüß Eiderstedter Hof!

Hundert Jahre hat er locker geschafft – der Eiderstedter Hof an der Chaussee zwischen Witzwort und B 5, direkt am Bahnhof erbaut im Jahr 1910. Nachdem aber durch den Sturm „Christian“ das Dach stark in Mitleidenschaft gezogen worden war, gaben die Besitzer, die mitten in der Renovierung steckten, ihr Projekt auf. Sie ließen das Gebäude im November 2014 abreißen.

Von 1918 bis 2007 war der Gasthof im Besitz der Familie Hars. Christine und Johannes Hars bewirtschafteten den Krug von 1946 an. Nach dem Tod ihres Mannes 1981 führte Christine Hars den Betrieb weiter. Mehr als 60 Jahre hat sie hier hinter dem Tresen gestanden. 1954 startete Familie Hars als erste in Witzwort mit der Vermietung von Gästezimmern. Einige der Feriengäste hielten dem Haus über 25 Jahre die Treue. Der erste Gast war Günther Müller aus Berlin, der viele Jahre lang zum Angeln in den Wehlen nach Eiderstedt kam.
Die Dielenböden des Eiderstedter Hofs lagerten auf fast ein Meter hohen Ziegel-„Türmen“, die auf dem Foto unten links gut erkennbar sind. Die Saalwände waren kunstvoll mit Weinranken verziert, ein in unseren Breitengraden eher ungewöhnliches Motiv (Foto unten Mitte).

Nun bleiben vom Eiderstedter Hof nur noch Bilder und Geschichten, wie z.B. diese: In der Silvesternacht des Jahres 1951 wartete am Witzworter Bahnhof Elfriede Voß, die direkt am Bahndamm (Bodderweg) wohnte, sehnsüchtig auf die Ankunft ihres Freundes Günther Schubert, der mit dem Zug (23 Uhr 10 ab Husum) kommen wollte. Am dritten Bahnhof sollte er aussteigen: Platenhörn, Büttel, Witzwort. Da er aber direkt hinter der Lokomotive eingestiegen war, befand er sich, als der Zug hielt, außerhalb des Bahnsteigs und entschied, dass hier kein Bahnhof sein konnte. Als die Fahrt dann weiter ging, kriegte er bald heraus, dass er zu weit gefahren war. Er stieg also in Harblek aus und lief zurück über die Bundesstraße bis Reimersbude. Es lag Schnee und alles war dunkel, aber zum Glück brannte im Reimersbuder Schleusenhaus, bei August Schlüüs, noch Licht. Dort wies man ihm den Weg über die Allee bis zum Eiderstedter Hof und dann entlang der Schienen bis zum Haus der Familie Voß. Wo er dann um Punkt 24 Uhr, als die Kirchenglocken läuteten, ankam. Aber alles war dunkel. Familie Voß war schlafen gegangen. Es gelang ihm, die Freundin und ihre Familie zu wecken, so dass es schließlich doch ein Happy End gab. Wie schnell man doch laufen kann, wenn man jung und verliebt ist: Für den Weg inklusive Umweg nach Reimersbude hat Günther Schubert nicht viel länger als eine halbe Stunde gebraucht!  |  Marlies Jannsen, Angela Jansen    

P.S. Günther Schubert stellt richtig, dass er nicht ganz so schnell war, wie im Bericht behauptet: Der Zug hielt um 23:10 in Witzwort – d.h. für den Weg zurück von Harblek inklusive der Umwege hatte er dann doch eine Dreiviertelstunde Zeit.

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